Bitteres Aus nach 300 Jahren
Seidendruckerei des Glarner Tüechli schliesst für immer

In Mitlödi stehen Ende Jahr die Maschinen für immer still. 18 Angestellte der Seidendruckerei verlieren ihren Job. Und der Kanton Glarus einen zentralen Teil seiner Industriegeschichte.
Publiziert: 16.09.2023 um 15:27 Uhr
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Die Seidendruckerei in Mitlödi.
Foto: PD
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Jahrhundertelang hat die Textilindustrie den Kanton Glarus geprägt. Hunderten Angestellten ein Auskommen gewährt und den Kanton zu einem beträchtlichen Wohlstand geführt. 1740 schon wurden die ersten Stoffdruckereien gegründet. Spinnereien, Webereien und Druckereien waren im Kanton seither eminent wichtig, wie die «Glarner Nachrichten» berichten. Und eigentlich nicht wegzudenken.

Die Zeiten haben sich aber geändert. In Asien spielt die Musik in Sachen Textilien und Stoffen. Das Glarnerland hat mehr und mehr den Anschluss verloren. Eine Fabrik nach der anderen musste schliessen. Eindrückliche Spuren der ehemaligen Boom-Industrie sieht man immer noch, wenn man den «Ziger-Schlitz» nach Linthal GL hochfährt.

Auch Auftrag vom Militär half nichts

Nun gibt auch noch die letzte Seidendruckerei in Mitlödi auf. Per Ende Jahr stehen die Maschinen still. 18 Angestellte müssen gehen. Ein harter Schlag. Unerwartet kommt er allerdings nicht. Schon die Coronakrise gab der Glarner Seidendruckerei Mitloedi faktisch den Rest. 33 Mitarbeiter verloren ihren Job. Einflussreiche Glarner versuchten jedoch, dies zu verhindern. Die Altra Management AG unter der Leitung von Fritz Trümpi, Bauunternehmer und Besitzer der Fabrikliegenschaft, wollte die letzte verbliebene Glarner Textilfirma in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Das Rezept: Ein Grossauftrag der Schweizer Armee für neue Tarnanzüge sollte das Unternehmen zwei bis drei Jahre über die Runden bringen. Zudem druckte die Seidendruckerei weiterhin den Stoff für die Glarner Tüechli der F. Blumer & Cie aus Niederurnen. Es wurde ursprünglich als Schnupftuch produziert und war einst als «Zimmermanns Nastuch» bekannt. Es musste farbig und nicht heikel sein für die Kochwäsche. Und ist in der Hip-Hop-Szene grad so richtig en vogue.

Keinen Käufer gefunden

Fritz Trümpi sagt gegenüber den «Glarner Nachrichten»: «Die Mitarbeiter haben immer vollen Einsatz gegeben.» Es sei aber nicht gelungen, einen neuen Eigentümer zu finden. Man habe zwar Interessenten aus Deutschland, den USA und dem arabischen Raum gehabt. Ein Verkauf ist aber nicht zustande gekommen. Zudem könne sich der Standort Schweiz auf dem internationalen Markt einfach nicht behaupten.

Einen prestigeträchtigen Auftrag hat die Firma noch an Land gezogen. Es werden die Glarner Tüechli für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2025 in Mollis gedruckt.


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